Geschichte des Musikverein "Frohsinn" Baisingene.V.
Am 5. April 1925 trafen sich 38 junge Leute, die allesamt zwischen 18 und 25 Jahre alt waren, im Gasthaus zur „Burg“ in Baisingen, um einen Verein aus der Taufe zu heben, der sich die Festigung ihrer Freundschaft zum Ziel setzte. Sie gaben ihm sinngemäß den Namen „Frohsinn“.
Zunächst wurde ein Gremium gebildet, dass das Vorhaben , Gründung einer Musikkapelle, vorantreiben sollte. Dem ersten Ausschuss des jungen Vereins gehörten folgende Personen an:
Vorstand: Alois Wahl jun. Kassier und Schriftführer: Josef Ulrich
Beisitzer: Max Schiebel, Leopold Küfer, Otto Straub, Mathäus Bernhard, Eugen Teufel jun.
Am 31. Oktober 1925 war es dann soweit. Es wurde eine Versammlung im Gasthaus zur „Burg“ einberufen. Auf der Tagesordnung stand die Gründung eines Musikvereins und einer Musikkapelle. Es wurde beschlossen, dass jedes Mitglied den damals sehr hohen Beitrag von 20,- Mark bezahlen sollte, um die Anschaffung von Blasinstrumenten finanzieren zu können. Als erster musikalischer Leiter konnte Thomas Bengel aus Rottenburg gewonnen werden. Er war auch beim Kauf der ersten Musikinstrumente anwesend, um beratend zur Seite zu stehen. Nagelneu und blitzblank poliert konnten die erwobenen Instrumente am 24. November selben Jahres bei der Rottenburger Firma Steiner und Söhne abgeholt werden.
Die Proben konnten beginnen.
Otto Straub 1. Trompete Adolf Wollensack Bassbegleitung Josef Teufel
1. Trompete Otto Kränzler Bassbegleitung Max Bernhard
2. Trompete Karl Bernhard Es-Klarinette Karl Wahl
Piston Anton Bernhard (Metzger) B-Klarinette Wilhelm Teufel Melodiehorn Erich Bernhard B-Klarinette Anton Bernhard
Bass Adolf Kränzler (Maurer) Trommelschläger
Der erste Auftritt fand dann am 29. Dezember im Gasthaus „Zur Rose“ im Rahmen der Weihnachtsfeier des Vereins statt. Im darauffolgenden Jahr veranstaltete man am Fasnetsdienstag einen Kappenabend in der Rose. Diese Veranstaltungen sollten zur Tradition werden. Man einigte sich darauf, die verschiedenen Vereinsveranstaltungen abwechselnd einmal im Löwen und einmal in der Rose abzuhalten. Der Hammellauf gehörte in jener Zeit ebenfalls zu der Reihe traditioneller Tanzveranstaltungen und natürlich die Weihnachtsfeier. Am 1. Januar 1927 führten die Aktiven des Vereins zum erstenmal Theaterstücke auf. Was der Musikverein in jener Zeit begann, wird heute vom Sportverein fortgesetzt – Theatertradition in Baisingen.
Hugo Bernhard, Anton Bernhard, Wilhelm Teufel und Willigis Ulrich
Die erste Generalversammlung fand dann am Himmelfahrtstag, den 13. Mai 1926, im Gasthaus zur Rose statt. Unter Tagesordnungspunkt zwei entschied man an einem Preisspiel teilzunehmen. Dies fand am 24. Mai 1926 in Wurmlingen statt und war gleich ein voller Erfolg. Nach nur einem halben Jahr Probearbeit am Instrument fing man in der Anfängerstufe an und trug das Stück „Ouvertüre zu Mignonette“ vor. Die erreichten 93 Punkte und den damit verbundenen Ehrenpreis wurden anschließend gebührend gefeiert. Bereits am Ortseingang wurden die stolzen Musikanten von der Kriegerkameradschaft und dem Gesangverein mit Fahnen und Musik begrüßt. Am 10. Oktober gab der Musikverein „Frohsinn“ sein erstes Herbstkonzert. Alle Plätze im Gasthaus zum Löwen waren belegt, doch schrieb schon damals der Protokollant, dass dies ohne die anwesenden Auswärtigen nicht möglich gewesen wäre. Aus den Zeilen lässt sich eine atmosphärische Störung zwischen den jungen Vereinsmitgliedern und den älteren Bewohnern der Gemeinde ableiten, die somit dem Konzert des Musikvereins nicht beiwohnen wollten. Das Konzert wurde von den Anwesenden mit großem Beifall honoriert.
Die Nachkriegszeit
Das Vereinsleben kam in ganz Deutschland zwischen 1939 und 1945 aus dem uns allen bekannten Grund zum Erliegen. Der Großteil der Stützen des Vereins wurde in die Wehrmacht einberufen, viele davon mussten dabei ihr Leben lassen. Am 15. Februar 1948, die Kriegswirren waren noch deutlich in Erinnerung, nahm der Verein unter dem Vorsitz von Otto Straub seine Tätigkeit wieder auf. Neben sieben Ausschussmitgliedern versuchten 39 weitere Personen zusammen mit Otto Straub einen musikalischen Neuanfang. Die Ausbildung der Jugend wurde wie bereits vor dem 2. Weltkrieg von Karl Straub in der Schusterei weitergeführt. Anschließend übernahm Pius Raible dieses Amt. Musikdirektor Thomas Bengel erklärte sich bereit weiterhin die Leitung der Musikkapelle zu übernehmen. Nach 28 Jahren Dirigententätigkeit beim Musikverein „Frohsinn“ trat er letztlich 1962 in den wohlverdienten Ruhestand und wurde zum ersten Ehrendirigent ernannt. Er führte trotz der Zwangspause die Musikkapelle wieder von Erfolg zu Erfolg, alte Traditionen wurden wieder belebt, so auch die Aufführung von Theaterstücken. Noch unter seiner Regie gab es den ersten Auslandsaufenthalt des Musikvereins. 1962 ging die Reise in die Tiroler Berge, nach Reith bei Kitzbühel.
Mit Dirigent Musikdirektor Max Muschiol wurde ein würdiger Nachfolger gefunden, der jedoch aufgrund eines Wohnortwechsels nur zwei Jahre das Amt des Dirigenten in Baisingen ausüben konnte. Unter seiner Leitung wurde die erste Jugendkapelle gegründet. Sein Nachfolger, Herr Musikdirektor Herbert Morenz führte die Musikkapelle bis 1969. Während seiner Amtszeit folgte 1964 der zweite Ausflug nach Reith. 1967 wurde die Schweiz bereist. Das Ziel hieß Rümlang im Kanton Zürich. Ein Jahr später folgten die Rümlanger der Einladung des Baisinger Musikvereins.
Die Kontinuität in der musikalischen Leitung wurde weiter gepflegt, als Herr Willi Linne aus Wurmlingen den Dirigentenstab aus Morenz’ Händen übernahm. Er hatte die musikalische Leitung sage und schreibe 23 Jahre. Unter seiner Leitung wurden weitere Jugendliche geworben, die in die aktive Kapelle eingegliedert werden konnten. Nach anfänglichem Zögern wurden auch weibliche Jugendliche am Instrument ausgebildet. Ihm standen aktive Musikanten hilfreich zur Seite, die die Registerarbeit übernahmen. Vor allem Wolfgang Wössner und danach Martin Bernhard kümmerten sich verstärkt um die Jugend. Zahlreiche Übungsstunden wurden in der Stube der Familie Bernhard abgehalten, an denen auf engstem Raum bis zu 15 Jugendliche teilnahmen. Zum Ende seiner Dirigentenzeit wurde Willi Linne ebenfalls zum Ehrendirigenten ernannt.
Über eine Annonce in der Musikerzeitung suchte der Musikverein nach Auftrittsmöglichkeiten in Österreich. Rudolf Schneider, damaliger Schriftführer der Musikkapelle Baumgarten nahm mit dem Musikverein Baisingen Kontakt auf. Der Musikverein Baisingen zeigte sich interessiert, mit dieser Kapelle eine Partnerschaft einzugehen. Eine Abordnung des Ausschusses mit Wilhelm Gölz, Anton Straub und Martin Bernhard besuchte den dortigen Musikverein an Pfingsten 1984, um über die Modalitäten eines Aufenthaltes zu sprechen. Ein Jahr später war es dann soweit. Die Musikkameraden aus dem schönen Baumgarten waren zu Gast beim 60-jährigen Jubiläum des Musikvereins „Frohsinn“. 1986 wurde der Gegenbesuch abgestattet und weitere drei Jahre später trafen sich beide Kapellen auf halbem Weg, im zentral gelegenen Gosau/Salzkammergut.
Die Ära Siegfried Wollwinder-Schiller
Aus den eigenen Reihen übernahm Siegfried Wollwinder-Schiller am Weihnachtskonzert 1990 den Taktstock aus den Händen von Willi Linne. 1971 ist Siegfried Wollwinder-Schiller in den Musikverein Baisingen eingetreten. Er übernahm 1985, die Arbeit mit den Jugendlichen. Seit 1987 absolvieren die Baisinger Jungmusiker D-Leistungskurse, welche zum einen den Leistungsstand widerspiegeln und zum anderen die Motivation und die Freude an der Musik fördern sollen. Bereits 1993 präsentierte sich der Musikverein „Frohsinn“ unter der Leitung von Siegfried Wollwinder-Schiller außerhalb der deutschen Grenzen bei der Partnerkapelle Heimattreue im Burgenland. Bei seinem ersten Wertungsspiel 1993 in Bitz erreichte man auf Anhieb in der Unterstufe die Note sehr gut.
Auf Anregung des ersten Vorsitzenden Konstantin Pfeffer folgte 1995 eine Satzungsänderung. Der Musikverein „Frohsinn“ Baisingen wurde am 24. Mai 1995 in das Vereinsregister eingetragen und erhielt den Status e.V.. Weiter ging es in diesem Jahr mit dem Wertungsspiel in Rottenburg. Hier erreichte man in der Mittelstufe die Note sehr gut bis gut. Ebenfalls ist hervorzuheben, dass bereits 17 der 39 Musikanten von Siegfried Wollwinder-Schiller in Theorie und Praxis ausgebildet waren und diese bereits tragende Rollen bei den Aktiven übernommen hatten. Im selben Jahr nutzten die Aktiven die Gelegenheit, am Wein- und Käsefest in Poligny (Frankreich) teilzunehmen. Im Frühjahr 1997 gab der Musikverein Baisingen erstmalig ein Gemeinschaftskonzert mit dem Musikverein Thanheim in der Turn- und Festhalle in Ergenzingen. In den beiden darauffolgenden Jahren stellte sich Siegfried Wollwinder-Schiller mit seiner Kapelle erneut der Jury bei den Wertungsspielen. In der Mittelstufe erreichte man beide Male die Note sehr gut bis gut. Nicht nur die Wertungsspiele prägten das Vereinsgeschehen, auch im Ausland konnte man sich erneut musikalisch präsentieren. So stand 1998 der Besuch zum 35-jährigen Jubiläum der Partnerkapelle „Heimattreue“ Baumgarten und 1999 der Karneval in Yutz (Frankreich) auf dem Programm. An seinem 10-jährigen Dirigentenjubiläum erfüllte sich Siegfrieds Wunsch, das Konzert nicht im Baisinger Schloss-Saal, sondern in der Ergenzinger Turn- und Festhalle abzuhalten. Im kommenden Jahr wich man erneut aus dem Schloss-Saal aus, diesmal in die Kirche. Mit weihnachtlichen und kirchlichen Kompositionen wurden die Zuhörer zusammen mit Frau Uta Steinicke an der Orgel, der Sängerabteilung des Sportvereins Baisingen und dem Kirchenchor auf Weihnachten eingestimmt. Doch 2002 wurde Siegfrieds Traum wahr. Das Konzert konnte endlich zum ersten Mal unter dem Motto „Musik von Burgen, Schlösser und Schlossherren“ in der Schloss-Scheuer stattfinden.
Im Jubiläumsjahr 2005 konnte der Musikverein „Frohsinn“ die Partnerkapelle aus Baumgarten bei der Fronleichnam-Hocketse im Schlosshof willkommen heißen. Am darauffolgenden Samstag fand in der Schloss-Scheuer ein Jubiläumskonzert statt. Eine Neuheit war im ersten Teil das musizieren in den einzelnen Register. Ein weiteres Highlight des Jubiläumsjahres war im Oktober das Konzert von Peter Schad. Für dieses Konzert war die Schloss-Scheuer zu klein, so dass man in die Turn- und Festhalle nach Ergenzingen ging. Siegfried Wollwinder-Schiller gab im Frühherbst bei den Konzertvorbereitungen seinen Rücktritt zum Weihnachtskonzert am 11. Dezember 2005 nach 15 Jahren bekannt. Mit dem gelungenen Stuhlkonzert unter dem Motto „Lieblingsstücke des Dirigenten“ konnten sich die Jugend- und Aktivenkapelle würdevoll verabschieden. Sein Amt als Dirigent übte er mit sehr viel Idealismus aus und prägte den Musikverein dadurch nachhaltig. Als Dank und Anerkennung wurde er zum Ehrendirigenten ernannt. Zu seinem Geschenk gehörte unter anderem der gemeinsame Ausflug mit dem Fahrrad zum Landesmusikfest nach Villingen-Schwenningen.